Parka für die Übergangszeit nähen, Schnittmuster Wind & Wetter Parka von Lotte & Ludwig, aus German Tweed von Zuleeg

genäht: Wind & Wetter – mein Parka für die Übergangszeit

Here it is, mein Jahresprojekt 2019! Gestartet im Januar und abgeschlossen im Oktober … länger hat mich wirklich noch keines meiner Nähprojekte begleitet.

Als ich im Januar den Entschluss fasste, mir einen Parka für die Übergangszeit (ehrlicherweise für den Übergang von Frühjahr zu Sommer) zu nähen, alle Materialien besorgte (da kommt einiges zusammen) und das Schnittmuster für mich vorbereitete, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich wenig später meine Nähmaschine zur Reparatur abgeben würde müssen. “Nur” acht Wochen später waren wir wieder glücklich vereint. Dann kam natürlich der Sommer und meine Motivation einen flauschigen Wollstoff zu vernähen, saß unter dem Bett und weinte. Aber hey, du liest diesen Beitrag hier und das kann nur bedeuten, dass ich mich nach dem Sommer aufgerafft und dieses Projekt fertiggestellt habe. 🙂

Der Schnitt

Ausgesucht habe ich mir das Schnittmuster “Mein Wind & Wetter Parka” (WWP) von Lotte & Ludwig. Ich habe die lange Version, mit Pattentaschen, Reißverschluss-Innentasche, Kordelzug in der Taille und in der Kapuze und Belegen (innen und außen) genäht. Ich hatte einige Schwierigkeiten mit dem Schnittmuster und fasse hier einmal zusammen, an welchen Stellen du etwas genauer hinsehen solltest, falls du den Schnitt ebenfalls nähen möchtest:

Schwierigkeit Nr. 1

Laut Zuschnittplan wird das Rückenteil im Stoffbruch zugeschnitten. Allerdings steht auf Seite 29 der Anleitung, dass “beide Rückenteile aufeinander gesteckt und zusammen genäht werden”. Man überlegt sich also bestenfalls gleich zu Beginn, ob man am Rücken eine Naht haben möchte oder nicht.

Schwierigkeit Nr. 2

Die Ösen für den Tunnelzug in der Kapuze sollen mit einem Abstand von 2 cm zu den offenen Kanten angebracht werden. Ich habe meinem Parka keine Ösen, sondern Knopflöcher verpasst und würde beim nächsten Mal erst die Kapuze an die Jacke nähen, bevor ich die Knopflöcher aufnähe. Der 2 cm-Abstand hat sich für die Knopflöcher als zu klein herausgestellt. Sie sitzen bei mir nun zu nah am Reißverschluss und ich musste sie wieder ein Stück zunähen und die Reißverschluss-Blende anschrägen, damit die Kordel nicht unter dieser verschwindet. Möglicherweise funktioniert die Abstandsangabe für Ösen besser. Ich vermute aber auch hier, dass die linke Öse dann halb von der Blende verdeckt werden würde.

Schwierigkeit Nr. 3

Laut Schnittteil verläuft der Fadenlauf der Belege parallel zum Stoffbruch. Im Gegensatz zu allen anderen Schnittteilen, wird das Belegteil aber nach dem Zuschneiden und vor dem Annähen um 90 Grad gedreht. Deswegen kann der Fadenlauf hier eigentlich nicht parallel zum Stoffbruch verlaufen. Verwendet man einen gemusterten Stoff und möchte, dass die Belegteile die gleiche Musterrichtung haben wie das Vorderteil, dann sollte man hier genau darauf achten, wie man das Schnittteil auf dem Stoff platziert.

Schwierigkeit Nr. 4

Der Abstand des Reißverschlusses soll gemäß Anleitung 1 bis 5 cm vom unteren Rand betragen. Ein 1 oder 2 cm-Abstand reicht aber nicht aus, wenn man die Jacke mit einem (inneren) Reißverschlussbeleg näht. Schaut man sich Kaufkleidung einmal genauer an, stellt man fest, dass ein Reißverschlussbeleg meistens 1 bis 2 cm unterhalb des Reißverschlusses und wiederum mindestens 1 cm oberhalb der unteren Jackenkante endet. Der Reißverschluss ist also kürzer als der Beleg und der Beleg ist kürzer als die gesamte Jacke. Zu diesen Erkenntnissen bin ich natürlich erst gekommen, nachdem ich meinen Reißverschluss schon angenäht hatte 🙂 und feststellen musste, dass man sich bei einem Abstand von 1 cm zum unteren Rand von der Idee, einen inneren Beleg anzunähen, quasi verabschieden kann. Auch das Verstürzen mit einem Futterstoff wird hier schon ziemlich eng.

Schwierigkeit Nr. 5

Ich hab die gesamte Jacke um 5 cm verlängert. Genauso bin ich beim Schnittteil für die Belege vorgegangen. Auch dieses habe ich um 5 cm verlängert. Am Ende waren die Belegteile allerdings viel zu lang. Wer mir das erklären kann, der bekommt ‘nen Keks. 🙂

Schwierigkeit Nr. 6

Die Anleitung sieht nicht vor, die einzelnen Schnittteile zu versäubern. Da ich verhindern wollte, dass mir Nähte ausreißen, weil sie nicht versäubert wurden (insbesondere bei Taschenbeuteln passiert mir das nicht selten), habe ich alle Schnittteile vor der Verarbeitung einmal mit der Overlock umrundet.

Schnittanpassungen:

Folgende Anpassungen am Schnittmuster habe ich durchgeführt:

  • Ich habe den Umfang des Parkas durch das Nähen einer Zwischengröße an meinen Körper angepasst. Das Vorder- und Rückenteil meines Parkas entspricht an den Schultern einer Größe 40, auf Höhe des Taillenzuges einer Größe 38 und am Jackensaum einer Größe 36. Die Ärmel habe ich ebenfalls in 40 zugeschnitten, genauso wie die Kapuze und die Belege. Für die Pattentaschen habe ich die kleineren Schnittteile (Gr. 34-38) verwendet.
  • Ich habe das Vorder- und Rückenteil um insgesamt 5 cm verlängert, davon 1,5 cm oberhalb und 3,5 cm unterhalb des Taillenzuges.
  • Ich habe die Ärmel um 7 cm verlängert. Davon habe ich 5 cm mittig in den Ärmel und 2 cm am Ärmelsaum eingefügt.
  • Ich habe die Reißverschluss-Blende, aufgrund der Problematik mit den Knopflöchern, an der oberen Ecke angeschrägt.

Der Stoff:

Beim Oberstoff handelt es sich um den German Tweed von Zuleeg.* Einen passenden Kombistoff dafür zu finden, gestaltete sich gar nicht so einfach. Aus diesem Grund habe ich mich für Color-Blocking entschieden und den WWP mit einer senfgelben Webware gefüttert. Ich mag Senfgelb ja sehr, aber nicht unbedingt in Kombination mit meiner Hautfarbe. 🙂 Der Futterstoff war also eine gute Möglichkeit, um mal wieder meiner Obsession für Senfgelb zu frönen. Im Vergleich zu anderer Webware hat diese hier eine sehr weiche Oberfläche und ich hatte gehofft, dass sie als Futterstoff glatt genug sein könnte. Leider “verhakt” sie sich aber in meiner Kleidung und zieht den Parka, insbesondere an den Seitennähten, immer ein wenig nach oben. Für alle Futterteile, die man von außen sehen kann (Kapuze und Pattentaschen), habe ich eine blau-weiß karierte Webware verwendet.

Die Fakten

  • Schnittmuster: “Mein Wind & Wetter Parka” von Lotte & Ludwig
  • Oberstoff: “German Tweed” (100 % Schurwolle, 400 g/lfdm, Farbe: Frau Holle) von Zuleeg, ca. 2,20 m (bei 1,45 m Sb)*
  • Futter senfgelb: Webware “Candy Cotton” (100 % Baumwolle, 120 g/m², Farbe: curry), ca. 1,90 m (bei 1,45 m Sb)
  • Futter blau-weiß: Webware (100 % Baumwolle), ca. 0,50 m (bei 1,45 m Sb)
  • genäht in 40 (Schultern) / 38 (Taille) / 36 (Saum)
  • Schnittanpassungen (bei 1,89 m Körpergröße): Vorder- und Rückenteil um 5 cm verlängert (1,5 cm oberhalb Taillenzug, 3,5 cm unterhalb Taillenzug), Ärmel um 7 cm verlängert (5 cm mittig, 2 cm am Ärmelsaum), Reißverschluss-Blende angeschrägt

WWP in Bildern:

*Ich habe den German Tweed von Zuleeg zur Verfügung gestellt bekommen. Dieser Blogpost dazu ist aus eigener Motivation und nicht aus einer Vereinbarung mit Zuleeg entstanden.

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Ein Kommentar

  • Nadine Strickfrau sagt:

    Mit Hardware meinst du bestimmt die Kordelenden und -stopper? 🙂 Die Kordelstopper sind von Prym und die Kordelenden habe ich, wenn ich mich richtig erinnern kann, bei stoffe.de bestellt (ist aber schon eine Weile her).

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